Make City 2018
Aus Zufall bin ich auf das internationale Festival für Architektur und Andersmachen in Berlin Make City 2018 gestossen. Die Stadt Berlin ist schon über Jahre durch den Wandel bestimmt. Die Möglichkeit einen Einblick in den Prozess der Ideensammlung, des Andersmachens aber auch in schon real bestehenden visionären Bau Projekten wie zum Beispiel der Hufeisensiedlung, zu bekommen war spannend.
Obwohl ich keine Architektin oder Städteplanerin bin, denke ich, dass eigentlich jeder ein Interesse daran haben sollte, denn wie eine Stadt strukturiert und von ihrem Kern her aufgebaut ist hat einen großen Einfluß auf unser tägliches Leben. Bemerken tun wir das aber meistens nicht.
Vielleicht könnte ich mein Interesse auch so begründen, das man als User Interface Designerin ähnliche Aufgaben und Ziele hat: Abläufe zu gestalten und zu forcieren ohne, dass Nutzer in ihrem eigentlichen Vorhaben gestört oder negativ beeinflusst werden.
Day 1: Whose city is it?
Ein Vortrag des argentinischem Architekten Flavio Janches (Architekt, BJC Architekten / Universität Buenos Aires) handelte von dem Versuch eine Favela lebenswerter zu machen durch öffentliche kulturelle und sportliche Angebote.
Obwohl man denken könnte, das die Menschen den Ideen des Architektens positv gegenüber gestanden hätten war schon die Erfassung des Ist Zustandes des organisch gewachsenen Ortes und seiner Strukturen abenteuerlich: Jede Einzugsgruppe hat sein Territorium je nach Nationalität und für Uneingeweihte unsichtbaren und bewachten Grenzen. Um ein Beispiel der Auswirkung dieser Landaufteilung zu geben entstanden so verschiedene Marktplätze an denen je nur eine Nationalität handelte und es zu keinem internationalem Austausch kommt.
Um nun die starre Aufteilung aufzubrechen und neue Synergien freizusetzten plante der Architekt verschiedene Kultureinrichtungen an verschiedenen Orten des gesamten Areals. Er wandte dazu nicht einen klassischen Ansatz an, sondern einen fragmentierten und dezentralen. Mauern und Grenzenmarken sowie die dadurch entstandenen eingetretene Pfade sollten durch die Verbindung dieser einzelnen Parzellen aufgebrochen werden und einen positiven Energiefluss quer durch die Favela nach sich ziehen. Da jeder Bezirk einen anderen kulturellen Anziehungspunkt wie zB ein Basketballfeld, Bücherei oder Kinderspielplatz bekommt sollen so die Grenzen innerhalb der Favela aufgelockert werden.
Ein grosser Vorteil dieses Ansatzes ist es, dass je nach Spendenhöhe einzelne kleinere Vorhaben verwirklicht werden können und nicht ein riesiger teuer Klotz in die Mitte gesetzt wird, der vielleicht niemals angenommen wird. Sollte also ein Segment nicht im Norden des Areals funktionieren kann man es kostengünstig in den Süden verschieben und die Resonanz dort testen, gegebenenfalls reagieren und die Planung abändern.
Um nun die starre Aufteilung aufzubrechen und neue Synergien freizusetzten plante der Architekt verschiedene Kultureinrichtungen an verschiedenen Orten des gesamten Areals. Er wandte dazu nicht einen klassischen Ansatz an, sondern einen fragmentierten und dezentralen. Mauern und Grenzenmarken sowie die dadurch entstandenen eingetretene Pfade sollten durch die Verbindung dieser einzelnen Parzellen aufgebrochen werden und einen positiven Energiefluss quer durch die Favela nach sich ziehen. Da jeder Bezirk einen anderen kulturellen Anziehungspunkt wie zB ein Basketballfeld, Bücherei oder Kinderspielplatz bekommt sollen so die Grenzen innerhalb der Favela aufgelockert werden.
Ein grosser Vorteil dieses Ansatzes ist es, dass je nach Spendenhöhe einzelne kleinere Vorhaben verwirklicht werden können und nicht ein riesiger teuer Klotz in die Mitte gesetzt wird, der vielleicht niemals angenommen wird. Sollte also ein Segment nicht im Norden des Areals funktionieren kann man es kostengünstig in den Süden verschieben und die Resonanz dort testen, gegebenenfalls reagieren und die Planung abändern.
Allerdings tritt wie bei jeder öffentlichen Einrichtung das Problem auf, dass Leute es nicht wertschätzen und pflegen, da es ihnen nicht direkt gehört. So können diese neuen Einrichtungen nur Bestand haben, wenn sich auch jemand darum kümmert, wie z.B. der Staat. Diesen allerdings in einer Favela einzubeziehen kann sich als schwieriges Unterfangen darstellen. Auch kann man nicht kontrollieren wie Plätze genutzt werden und welche Entwicklungen dies mit sich bringt. Um ein Beispiel zu nennen: Es trafen sich immer mehr Dealer am Kinderspielplatz um Neukunden zu gewinnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Menschen zusammen ein gemeinsames neues Ziel entwickeln wie in diesem Fall die Sicherheit Ihrer Kinder und sich zusammenschliessen.
Eventlink: Urban talk 1: Whose city is it

Event 2: Der Berliner Grossmarkt, ein Besuch
Nach dem 2ten Weltkrieg zog der Markt 1965 zu seinem jetzigen Standort an der Beusselstrasse. Da es nach dem Krieg wenige Ressourcen in der Verwaltung gab wurde der Markt der Selbstorganisation überlassen. Bis heute organisieren mittelständischen Betriebe diesen Markt, dessen Familien teilweise schon in der 5ten Generation mit ihm verbunden sind.
Das gesamte Areal hat eine Fläche von 32 Fußballfeldern und liegt tagsüber scheinbar still und verlassen am Rande des Bezirks Mitte, nahe der Wohnsiedlung Moabit. Eine Anwohnerin, die an der Führung teilnahm sagte, dass sie davor noch nie ein Fuß darauf gesetzt hätte. Dies liegt wohl zum einen in der Natur eines Großmarktes, der für den B2B Handel ausgelegt ist wie auch an den Stoßzeiten des Marktes, die von 23 bis 5 Uhr morgens sind. So wirkt der Markt tagesüber verwaist. Selbst Politiker, die um 9 Uhr morgens dem Markt einen Besuch machten zweifelten an der Marktwirtschaftlickeit des Ortes aus diesem Grund.
So wird also die Frage aufgeworfen: Was gibt es für weitere Nützungsmöglichkeiten für ein so grosses Gebiet mitten in der Stadt?
Als Vorbild könnte ein Markt in Istanbul genommen werden. Dort wird durch einen Glockenschlag angezeigt wann der Markt für die Öffentlichkeit zugänglich ist und die Großhändler ziehen sich zurück. So kann der Platz 24 Stunden optimal genutzt werden von allen Teilen der Bevölkerung.
Eine Vision der Betreiber der Fruchthalle wäre es auch Möglichkeiten der direkten Weiterverarbeitung der Früchte und des Gemüses auf dem Gelände in Produkte wie z.B. in Marmelade mit anschliessenden Verkauf auf dem, den Berlinern zugänglichem, Markt.
Momentan gibt es nur wenige Berührungspunkte zwischen dem Großmarkt und der Berliner Öffentlichkeit wie zum Beispiel durch die Berliner Tafel, die auf dem Areal auch ihr Lager, Sortier- und Verteilstätte hat.
Einer der Vortragenden war ein Mitorganisator der Markthalle 9 in Kreuzberg. Auch er kann sich eine Zusammenarbeit der Markthalle 9 und dem Großmarkt gut vorstellen. Mit dem Fokus auf die Stärkung der lokalen und mittelständischen Marktwirtschaft, die konkurrenzfähig gegenüber den Grossanbietern wie zB Amazon Fresh ist und wieder von sich reden machen kann.
Eventlink: Besuch auf dem Grossmarkt Berlin
